Die Hurrikansaison im Atlantik startet wie in jedem Jahr offiziell am 1. Juni. Inzwischen haben bereits die ersten Institute ihre Prognosen für den Verlauf der kommenden Sturmsaison veröffentlicht, und sie sehen alle einen sehr aktiven Verlauf. Grund dafür ist ein Zusammenspiel aus zwei Faktoren, die sich in diesem Jahr wohl fast optimal ergänzen dürften.
1. JUNI BIS 30. NOVEMBER
Wie bereits oben erwähnt, startet die Saison offiziell erst am 1. Juni, doch das NHC (National Hurricane Center) beginnt bereits am 15. Mai mit der Überwachung und regelmässigen Veröffentlichungen. Sie dauert bis 30. November. Im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 entwickelten sich im Laufe einer Saison 14 benannte Stürme, davon 7 Hurrikans, davon wiederum 3 starke Hurrikans der Kategorie 3 und höher. Die bereits definierten Namen lauten:
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Aussergewöhnlich hohe Wassertemperaturen
Aktuell ist die Meeresoberflächentemperatur im Nordatlantik überdurchschnittlich warm, genauer liegt die Anomalie seit inzwischen über einem Jahr auf absoluten Rekordniveau! Seit Anfang März 2023 war die mittlere Oberflächentemperatur an jedem einzelnen Tag höher, als an jedem anderen Jahr seit 1981 (selber Kalendertag). 2024 lässt bis jetzt sogar das Rekordjahr 2023 hinter sich, beide Jahre spielen in dieser Hinsicht tatsächlich in einer ganz eigenen Liga.
Abb. 1: Durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur im Nordatlantik im Vergleich mit den Jahren seit 1981; Quelle: climatereanalyzer
Abb. 2: Aktuelle Anomalie der globalen Meeresoberflächentemperatur; Quelle: climatereanalyzer
Im äquatorialen Pazifik herrschten in den letzten Monaten El Niño Verhältnisse, auch zur Zeit ist das noch der Fall. Allerdings hat sich die positive Anomalie bereits deutlich abgeschwächt, die Temperaturen sinken.
El Niño geht, La Niña kommt
Ende Januar haben wir uns an dieser Stelle bereits mit der kippenden ENSO Schaukel beschäftigt, seit damals haben sich die Anzeichen verstärkt und die Prognosen bestätigt. Noch befinden wir uns in einem El Niño, allerdings bereits im absoluten Endstadium. In den nächsten drei Monaten stellt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit ein neutraler Zustand ein, danach wechselt ENSO im Laufe des Sommers zu La Niña – also der kühlen Seite. Die Modelle sehen zum Höhepunkt der Hurrikansaison zwischen August und Oktober (September typischerweise stärkster Monat, statistischer Höhepunkt um den 10. September) mit über 80%-iger Wahrscheinlichkeit La Niña Verhältnisse. Warum ist das entscheidend?
Abb. 3: Wahrscheinlichkeiten für die weitere ENSO Entwicklung in den kommenden Monaten (Stand 19. März); Quelle: IRI
Abb. 4: Aktuelle ENSO-Vorhersagen der verschiedenen Computermodelle für die kommenden Monate (Stand 19. März); Quelle: IRI
Die Historie zeigt ganz klar, dass Jahre mit La Niña oft eine aktive Hurrikansaison im atlantischen Becken zeigen. So treffen in diesem Jahr zwei verstärkende Faktoren nahezu perfekt zusammen – aussergewöhnlich warmes Oberflächenwasser im Atlantik (der Motor für Tropenstürme), sowie La Niña (was die Bedingungen in der Atmosphäre darüber verbessert).
Prognosen
Aktuell liegen Prognosen von Tropical Storm Risk (TSR), der University of Arizona (UA) sowie der Colorado State University (CSU) vor. Tropical Storm Risk hat seine erste Prognose vom 11. Dezember 2023 vorgestern aktualisiert und aufgestockt.
Quelle | Datum der Prognose | benannte Stürme | Hurrikans | starke Hurrikans |
TSR | 11. Dezember 2023 | 20 | 9 | 4 |
CSU | 4. April 2024 | 23 | 11 | 5 |
TSR | 8. April 2024 | 23 | 11 | 5 |
UA | 8. April 2024 | 23 | 11 | 5 |
Diese ersten drei Institute sind sich also einig, die kommende Hurrikansaison wird mit 23 benannten Stürmen hyperaktiv. Rekordhalter ist das Jahr 2020 mit 30 benannten Stürmen vor 2006 mit deren 28. Mit 23 getauften Tropenstürmen läge 2024 dann auf Platz drei. Wenn die Prognosen von Accu Weather und der NOAA veröffentlicht sind, folgt an dieser Stelle ein Update. Auch zu jeglichen anderen Entwicklungen wie etwa dem ersten Sturm werden wir hier informieren.